„mehr als 700 zentner nelken, zimt, muskat, safran, pfeffer und andere aromatische gewürze brachte die flotte um ferdinand magellan 1522 von ihrer reise mit – der ersten weltumseglung seit jeher. dabei handelte es sich um regelrechte kostbarkeiten, denn das schmackhafte beiwerk wurde damals noch mit gold aufgewogen, und wer als vornehm gelten wollte, verfeinerte seine speisen mit gewürzen aus übersee. auch wenn dies nun schon beinahe 500 jahre zurückliegt, so hat sich in jener verhaltensweise kaum etwas geändert und edel gewürzte speisen erfreuen auch heute noch die gaumen der high society. zumindest wenn es nach der besitzerin des böblinger restaurants „magellan“ geht, die eben nicht die traditionelle, schwäbische einheitsküche, sondern kulinarische entdeckungsreisen anbieten will … davon völlig befreit, gestalteten die architekten des stuttgarter studio elf die innenräume der lokalität. sie schufen einen minimalistischen ort, der vor allem die vorherrschende stimmung und wohlriechenden speisen zur geltung bringt. mit warmen, gold-kupfernen farbtönen und gedämpftem licht definieren sie unterschiedliche bereiche – restaurant, bar wie lounge – und versuchen den böblingern so ein mondänes tor zur welt zu öffnen.“ janina pösch | ait 6-2008 bar hotel restaurant
das im besitz der schönbuch bräu befindliche gebäude sollte nach einer grundsanierung und anbau mit dem ausbau des restaurants sowohl den städtebaulich wirksamen ort, als auch den gastronomischen maßstab in böblingen neu definieren. die gestalterische idee bestand im wesentlichen darin, die langgezogene räumliche situation durch unterschiedlich definierte bereiche zu ordnen und in einer abfolge von orten und wegen zu gliedern. das „warme“ farb- und ein steuerbares lichtspiel unterstützen diesen gedanken.
so erwartet den gast nachdem er den zugang über einen vorgelagerten terrassenneubau in zwei ebenen hinter sich gelassen hat, das foyer, die „kleine piazza“ zur orientierung im anbau. linker hand die höhenversetzte lounge, die auf tiefen bänken und loungesesseln zum entspannten verweilen einlädt, rechter hand drei durchgänge in der giebelwand des altbaus als filter zur bar, dem mittelpunkt der raumfolge. während hier der blick über das kommen und gehen anderer wachen kann, begleitet einen der gewürzträchtige duft aus der angegliederten küche in den ruhigeren restaurantbereich, dem ort des genusses. begleitet und gebunden wird die raumfolge von der in einem gold-kupfernen farbton gehaltenen rückwand und der gleichfarbigen, abgesetzten decke. unterstützung erfährt der „raum“ durch die ausschließlich indirekte beleuchtung über langfeldleuchten, einbauspots und zurückhaltenden wandleuchten, die ein geordnetes regelmäßiges und lebendiges farbspiel mal direkt, mal indirekt auf die wand zaubern.
die gewählte architektursprache vermeidet nichtarchitektonische fragestellungen zu kommentieren. sie verwendet keine symbole und verzichtet eine geschichte des weltumseglers „magellan“ aus dem 15. jh. zu erzählen. der gestaltete innenraum huldigt der „kulinarischen weltreise“. er bildet lediglich das passepartout für diese.
bauort böblingen, poststrasse
bauherr w. dinkelaker schönbuch bräu kg
baujahr 2007
leistung leistungsphase 1-9
kosten 300.000 eur
mit volker jaeger, freier architekt
fotos attila acs, stuttgart